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Jugend – aus verschiedenen Blickwinkeln

Werte und Perspektiven für junge Menschen

Kennen Sie die Aussage, die Jugend von heute können wir vergessen? Ich habe mir die Mühe gemacht, in meinen Studienunterlagen nachzuschauen, ob dies in der Geschichte jemals anders war und bin auf eine spannende Aussage gestoßen: „Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten soll. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süßspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer."

Diese Aussage stammt übrigens von Sokrates (469–399 v. Chr.). Wenn Sie noch mehr dazu suchen, brauchen Sie nur bei Google „Jugend von heute“ eingeben.

Machen wir uns an dieser Stelle bewusst, dass wir uns alle im Zuge unseres Werdens und Wachsens verändern. Die gesellschaftliche Entwicklung und die Digitalisierung haben ihr Übriges dazu beigetragen. Es ist richtig, dass die jungen Menschen heute andere Erwartungen an die Arbeit und an Unternehmen haben als die vorherigen Generationen. Doch ist dies meines Erachtens das Ergebnis der Gesellschaft und der Familien, die die Entwicklung durch antiautoritäre Erziehung und Freiräume ohne Grenzen beeinflusst haben und diese Einstellung auch zugelassen haben.

Als Personalentwickler und Ausbildungsverantwortlicher habe ich mit den unterschiedlichsten Ausprägungen der Jugend zu tun: Angefangen von Unzuverlässigkeit über Unselbständigkeit bis hin zu wirklicher Ahnungslosigkeit ist mir in meiner Laufbahn gerade in der jungen Vergangenheit alles begegnet. Doch ich muss klarstellen, dass es sehr stark davon abhängt, wie mit jungen Menschen bei Grenzüberschreitungen umgegangen wird. Eine Mitschuld an diesem Zustand liegt beim Versagen der Eltern, welche ihren Erziehungsauftrag an Kindergärten, Schulen und Ausbildungsbetriebe abgegeben haben.

Auf der anderen Seite muss ich jedoch deutlich machen, dass es trotzdem eine große Anzahl junger Menschen gibt, mit denen es eine Freude macht zu arbeiten, die mit großem Interesse dabei sind, lernen möchten und die Anforderungen des Vorgesetzten beziehungsweise Ausbilders erfüllen oder zumindest alles daransetzen, dass diese zufrieden sind.

Als ältere Generation müssen wir uns die Frage stellen, was dazu geführt hat, dass die Jugend teilweise nur noch negativ wahrgenommen wird. Es ist doch völlig normal, wenn die Medien einem signalisieren, dass es easy ist, durch das Leben zu kommen und man blöd sei, wenn man noch richtig arbeitet. Wenn man ohne Ausbildung durch die Welt jetten kann, ist dies eine tolle Idee. So funktioniert jedoch das normale Leben der Mehrheit aller Menschen nicht. Es sind, auch wenn es durch die starke Präsenz in den sozialen und den Klatschmedien anders suggeriert wird, Ausnahmeerscheinungen.

Ich bin der Meinung, dass von der pubertären Phase einmal abgesehen, ein respektvoller und wertschätzender Umgang mit einem Austausch auf Augenhöhe bei der Mehrheit der Jugend positive und nachhaltige Auswirkungen hat. Als ein Beispiel möchte ich durch meine Dozententätigkeit aufzeigen, dass viele der Studenten und Auszubildenden sich in Betrieb, Schule und im Studium wirklich einbringen. Gerade in meinem Bekanntenkreis gibt es zahlreiche Jugendliche mit sozialem Engagement und einem guten Umgang in der Öffentlichkeit.

Geben wir der Jugend von morgen eine echte Chance und machen wir unsere Hausaufgaben als Kollege, Ausbilder und Vorgesetzter. Gerade weil die Jugend heute noch mehr Möglichkeiten hat als in der Vergangenheit, besteht darin auch das große Problem der Orientierungslosigkeit. Hier sind alle Erwachsenen gefordert. Arbeiten Sie mit den jungen Menschen, vermitteln Sie Werte und Perspektiven. Für Menschen, die gute Werte vermittelt bekommen, steigt die Chance, dass sie sich an diese Werte erinnern.

Die Jugend ist das, was die Erwachsenen aus ihnen machen. Denken Sie bitte daran, dass wir keine Alternativen für die Zukunft haben als unsere Jugend. Deshalb ist es die Aufgabe aller Erwachsenen in Beruf und Freizeit, der Jugend das Beste mitzugeben, was wir haben. Dann steigen die Chancen aller Beteiligten für eine lebenswerte Welt in der Jung und Alt wertschätzend miteinander umgehen.

Für mich persönlich gibt es nichts Schöneres als mit jungen Menschen die Zukunft zu gestalten und mitzuerleben, wie aus Ideen Wirklichkeit werden.

In: ekaflor News Juli 2023