Erfolgsfaktor Personal im Holzhandel
Hohes Durchschnittsalter in der Branche Mitarbeitergewinnung und -bindung als Herausforderung
Wenn Sie an das letzte Branchentreffen 2019 in Köln denken und sich ein Foto der Teilnehmer Besucher wie Aussteller anschauen, werden Sie feststellen, dass die Haarfarbe dieser Menschen grau in unterschiedlichen Abstufungen ist. Der Anteil der wirklich jungen Menschen ist bescheiden. Mit dieser allgemeinen Erkenntnis müssen wir uns der Frage widmen, wer in Zukunft die tragenden Säulen im Holzhandel darstellen soll.
Wir leiden an einer Überalterung in der Branche, sowie einer mangelnden Abgabe- und Übergabebereitschaft in der Führung.
Wenn Sie sich beim Branchentreffen die Führungskreise ansehen, werden Sie feststellen, dass die Mehrheit bereits in den besten Jahren angekommen ist. Unter 30-Jährige sowie Frauen sind die Minderheit bzw. fehlen gänzlich.
Durchschnittsalter über 50
Noch dramatischer wird es im Holzhandel bei der Betrachtung der Elite des Verkaufens, nämlich dem Außendienst. Hier beträgt das geschätzte Durchschnittsalter über 50. Frauen sind praktisch nicht vorhanden. Gemäß dem aktuellen Verhalten der Außendienst-Mitarbeiter soll eine Übergabe der Fürstentümer (Verkaufsgebiete) voraussichtlich erst in 20 Jahren erfolgen.
Es muss im Holzhandel ein echter Wandel passieren, um das notwendige personelle Fundament an Personal zu schützen. Trotz aller Möglichkeiten der Digitalisierung ist der Holzhandel ohne Mitarbeiter und ausreichend qualifiziertem Personal nicht zu stemmen.
Betrachten wir die Anzahl der Auszubildenden und die Entwicklung an den Fachschulen, erkennt man, dass mit dieser Zahl der möglichen zukünftigen Berufstätigen die Arbeit nur begrenzt zu bewältigen ist. Jeder Holzhändler mit Zukunftsabsichten sollte in den kommenden Jahren ausbilden.
Es gilt umzudenken, beginnend bei der Attraktivität als Arbeitgeber für alle potenziellen Arbeitnehmer in den jeweiligen Regionen. Es reicht jedoch nicht aus, die Website und die Stellenanzeigen aufzupeppen, sondern die komplette Struktur für die Ausbildung vor Ort in den Betrieben muss auf den Prüfstand. Was auf Website und in Anzeigen versprochen wird, muss mit Leben erfüllt und eingehalten werden.
Bewerber prüfen Arbeitgeber
Jeder Holzhändler ist gefordert, über eine authentische Vermarktung mit zeitgemäßen Möglichkeiten nachzudenken. Gleichzeitig gilt es aufzuwachen: Recherchen beweisen längst, dass potenzielle Bewerber und Kandidaten sich im Vorfeld über Arbeitgeber informieren. Wenn jedoch sogar Geschäftsführer und Personalentscheider die aktuellen Bewertungen nicht kennen, brauchen wir uns nicht zu wundern, dass es kaum oder nur wenige Bewerbungen gibt. Wenn bei den verbleibenden Bewertungen Aussagen wie Besser als nichts vorkommen, sollte jeder begreifen, dass der Holzhandel damit keine jungen und motivierten Mitarbeiter gewinnen kann.
Das aktuelle Kampffeld lautet Abwerben mit allen Mitteln. Doch leider führt diese Entwicklung zu immer mehr überbezahlten Mitarbeitern und ist nur kurzfristig gedacht. Im Hinblick auf schwierigere Zeiten und Prognosen der Bauwirtschaft müssen Mitarbeiter sich auch in Zukunft rechnen. Dies erfordert eine andere Bemessungsgrundlage. Die Anzahl der rentablen Mitarbeiter nimmt ab. Gleichzeitig steigt bei dieser Entwicklung die Unzufriedenheit der langjährigen und treuen Mitarbeiter.
Einarbeitungsqualität muss steigen
Betrachten wir die Ausbildungsqualität oder die Einarbeitungsqualität in Holzhandelsunternehmen: In vielen Betrieben läuft bis auf wenige Ausnahmen dieser Prozess noch wie vor 20 Jahren ab. Teilweise werden diese durch Auftakt- und Eventveranstaltungen zu Beginn aufgewertet; dies verbessert jedoch die Ausbildungs- bzw. Einarbeitungsqualität in keinster Weise. Den vorhandenen Fachleuten und Experten im Holzhandel in den jeweiligen Bereichen kann kein Vorwurf gemacht werden, denn sie haben es selbst in dieser Form erlebt und sich durch eigenen Fleiß und Ehrgeiz das notwendige Fach- und Spezialwissen langsam über viele Jahre angeeignet.
Gerade im Holzhandel gibt es aktuell noch viele Mitarbeiter, deren Betriebszugehörigkeit im hohen zweistelligen Bereich liegt. Diese wird es in Zukunft nur noch begrenzt geben.
Diese Form der Beständigkeit, von der Ausbildung bis zur Rente in einem Betrieb zu sein, gehört der Vergangenheit an. In anderen Branchen ist im Schnitt eine Zugehörigkeit von maximal zehn Jahren bereits normal. Laut Statistischem Bundesamt wird diese Verweildauer weiter abnehmen. Wenn wir heute wissen, dass Mitarbeiter künftig kürzere Zyklen in Unternehmen verbringen, müssen wir die Qualifizierung entsprechend anpassen. Dies betrifft nicht nur die Grundlagen sondern auch Spezial- und Expertenwissen.
Mitarbeiter brauchen Perspektiven
Gleichzeitig gilt es sich Gedanken zu machen, wie wir dieses Wissen mit den neuen Möglichkeiten anpassen können. Es gilt künftig Mitarbeitern im Holzhandel klare Perspektiven zu bieten, die ehrlich sind. Die beginnt bereits bei einer klaren Ansage im Hinblick auf die Einarbeitung. Solange wir Mitarbeiter in dieser Branche haben, die kürzer als zwei bis drei Jahre in Betrieben sind, können Sie davon ausgehen, dass diese nicht wirklich angekommen sind. Angesichts der Komplexität von Produkten und Prozessen benötigen sie mindestens zwei Jahre, um den Handel verstanden zu haben. Dann erst beginnt die intensive Auseinandersetzung mit den jeweiligen Sortimenten und Prozessen.
Neue Themen müssen permanent vermittelt werden. Mitarbeiter müssen neben Produkt- und Prozesskenntnissen Themen wie Kundenorientierung, Kommunikationsqualität, Ertragsorientierung, strategische Verhandlungsführung und Zeit-Intelligenz beherrschen. Die Teilnahme an Qualifizierungsmaßnahmen muss eine neue Dimension erhalten.
Betriebsklima
Der wichtigste Aspekt ist das Klima in den Betrieben. Nur wenn Mitarbeiter sich in den Unternehmen des Holzhandels wohlfühlen, ernst genommen werden, Wertschätzung erfahren, wird deutlich, dass Personalkosten nicht nur einen großen Kostenblock darstellen, sondern dies eine wichtige Führungsarbeit darstellt. Hierzu müssen Führungskräfte und insbesondere Ausbilder zeitgemäß qualifiziert werden.
Menschen, die sich wohlfühlen, denken nicht über einen Wechsel nach und sind für Angebote nur begrenzt offen.
Wir brauchen eine neue Generation von Mitarbeitern und Führungskräften im Holzhandel. Dafür müssen in allen Betrieben die notwendigen Strukturen und Rahmenbedingungen geschaffen werden. Gerade der Holzhandel bietet interessante Betätigungsfelder für die junge Generation und erfüllt zahlreiche Forderungen gerade an Ökologie und Ökonomie. Die Branche bietet hervorragende Möglichkeiten, sich zu entwickeln und einen aktiven Beitrag für die Zukunft dieses Planeten beizutragen. Damit kann man viele Menschen begeistern.