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Zeitgemäße Ausbilderqualität im Holzhandel

»Generation Z« stellt andere Erwartungen an Ausbilder und Ausbildungsbetriebe – Generation mit Veränderungswillen

Jetzt kommt Greta – nein, natürlich nicht die aus dem Fernsehen, sondern stellvertretend für eine ganze Generation, die nun sukzessive in die Arbeitswelt einsteigt. Ich stelle bei meinen Ausbilderqualifizierungen immer wieder fest, dass allein bei diesem Gedanken sich die Meinungen teilen. Auf der einen Seite die Vorfreude, da kommt eine Generation, die etwas verändern will – auf der anderen Seite die großen Zweifel, ob das mit diesen „Typen” wohl was werden wird.

Wie man nun darüber denkt – es gibt auch für den Holzhandel keine Alternative. Die „Generation Z” ist schon da. Diese jungen Menschen stellen andere Erwartungen, besonders an die Ausbilder und Ausbildungsbetriebe. Die Voraussetzung, um als Holzhandel ausbilden zu können, bildet der Nachweis eines Auszubildenden-Scheins (AdA-Schein). Leider ist dieses Papier für den Umgang mit den Azubis von heute nur Makulatur.

Der zeitgemäße Umgang mit der Generation wird auch neuen Anwärtern nicht vermittelt. Ausbilder brauchen heute zwangsläufig andere Fähigkeiten. Ausbilder werden zukünftig einen gewissen Erziehungsauftrag zur Persönlichkeitsbildung übernehmen müssen, wenn betriebliche Regeln und Vorgaben durchgängig eingehalten werden sollen. Im Umgang mit seinen Kunden kennt der Holzhandel die gestellten Anforderungen ganz genau. Jetzt geht es um die Auszubildenden von morgen. Hier müssen entsprechende Anpassungen an die heutige Generation erfolgen. Dazu gehört der zeitgemäße Umgang mit den Auszubildenden auf Augenhöhe zur Vermittlung einer angemessenen Wertschätzung. Beim Verhalten gilt, dass alles, was Ausbilder von ihren Auszubildenden erwarten, diese vorleben müssen, so z.B. bezüglich Auftreten, Pünktlichkeit und Ordnung. Auszubildende sind durch die virtuelle Prägung visuell stärker fokussiert und nehmen sehr genau den Unterschied zwischen der formulierten Erwartung und des tatsächlichen Verhaltens wahr.

In der Kommunikation mit den Auszubildenden ist Vermittlungsqualität und Fragequalität zur Verständnissicherung nötig. Nur wenn die Auszubildenden die notwendigen Grundlagen verstanden haben, können Sie notwendiges Aufbau- und Spezialwissen erwerben. Auszubildende müssen während der Ausbildung die Fürsorge des Ausbilders spüren. Hierbei ist es besonders wichtig, gemeinsam Zeit zu haben – egal ob gemeinsam gearbeitet wird oder eine gemeinsame Aktion erfolgt. Nur wenn Ausbilder genau wissen, wie ihre Auszubildenden ticken, können sie diese gezielt mobilisieren. Diese Zeiträume der Interaktion zwischen Azubi und Ausbilder sind besonders wichtig für eine Einschätzung und die Vertrauensbildung. Ausbilder müssen lernen regelmäßige Einschätzungen ihrer Azubis vorzunehmen, diese zu dokumentieren und über diese zu informieren. Gerade während der Ausbildung durchlaufen die jungen Menschen eine gewaltige Entwicklung.

Besonders wichtig als Ausbilder sind die Feedbackgespräche. Die Azubis haben eine andere Wahrnehmung. Davon können Ausbilder profitieren. Dies gelingt jedoch nur, wenn von Anfang an regelmäßig ein Feedback erfolgt. Neuer Bestandteil für eine zeitgemäße Ausbildung ist eine gelebte Feedbackkultur im Holzhandel. Durch den ehrlichen Umgang mit den kritischen Punkten erhält jedes Ausbildungsunternehmen konkrete Denkansätze zur Optimierung. Erfahrungsgemäß sind es oft kleine Veränderungen, welche für eine andere Akzeptanz bei den zukünftigen bzw. nachfolgenden Auszubildenden sorgen. Entscheidend ist das Zulassen der anderen Meinungen aufgrund anderer Erfahrungen und Erwartungen der Auszubildenden. Gleichzeitig müssen die Ausbilder die Bereitschaft aufbringen und den Auszubildenden etwas zutrauen. Die Bereitschaft Verantwortung zu übernehmen ist bei der „Generation Z” anders ausgeprägt. Hier gilt es in kleinen Schritten individuell zu wachsen.

Am Ende einer Ausbildung müssen nach den gemachten Erfahrungen die Auszubildenden „Fans” ihres Ausbildungsbetriebs sein. So können diese dann als Ausbildungsbotschafter fungieren und dem Holzhandel zu Glaubwürdigkeit verhelfen.

Gelebte Veränderungsbereitschaft für Auszubildende bedeutet nach der Ausbildung, die gemachten Erfahrungen der Azubis für die permanente Optimierung der betrieblichen Ausbildung zu nutzen. Denn auch bei der Ausbildungsqualität gilt: Nach der Ausbildung ist vor der Ausbildung, um die Ausbildungsqualität im Unternehmen permanent zu modernisieren und anzupassen.

In: Holz-Zentralblatt, Nummer 36, 4. September 2020