Echte Erfolge durch virtuelle Aktivitäten
Betrieb zeitgemäß darstellen
Rund 80 Prozent aller getesteten Internetauftritte erfüllen nicht einmal die Grundanforderungen."
Digitale Kompetenz: Teil 3 und letzter Teil der TASPO-Serie zum Fachkräftemangel mit Personalprofi Erwin Germann. (Teil 1, Teil 2)
Bewerber wie Kunden informieren sich heute immer zuerst im Internet. Doch längst nicht jeder Betrieb kennt die einfachen Möglichkeiten, sich hier als regionaler Anbieter, Arbeitgeber oder Ausbildungsbetrieb zu präsentieren. In unserer TASPO-Serie erläutert Erwin Germann als Experte für Personalführung, wie sich ein grüner" Betrieb mit Zukunft virtuell zeitgemäß darstellen kann.
Betrachtet man die technische Ausstattung und das fachliche Know-how der Grünen Branche, wird deutlich: Die meisten Betriebe sind im Tagesgeschäft up to date und technisch richtig gut drauf! Die bewusste Vermarktung als Anbieter und Arbeitgeber steht jedoch noch viel zu oft hinten an. Man muss heute anfangen, die digitalen Möglichkeiten zu nutzen, denn ohne hat man außerhalb der digitalen Welt keine Zukunft mehr. Wer das missachtet, stellt sich selbst ins Abseits. Schon heute passiert alles digital, und zwar schneller als man es sich je vorstellen konnte. In Zukunft gelten für Betriebe zwei Überlebens-Gesetze: Legen Sie die Schwerpunkte der Vermarktung erstens auf Ihre Produkte und Dienstleistungen und zweitens auf die Menschen, die für Sie arbeiten. In beiden Bereichen geht nichts mehr ohne digitale Vermarktung."
Fachkräfte finden und binden
Die vorigen Teile dieser Serie haben gezeigt: Uns steht eine Zeit bevor, in der nicht mehr die Firma ihre künftigen Mitarbeiter auswählt. Sondern der Arbeitgeber muss sich eher bei einer potenziellen Fachkraft bewerben. Schon heute erlebt die Grüne Branche enorme personelle Engpässe. Bei der Suche nach Fachkräften ist zu bedenken, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von morgen sogenannte Digital Natives" sind, in der digitalen Welt aufgewachsen und zuhause. Diese Nachwuchskräfte müssen Sie digital abholen und ganz anders ansprechen als bisher.
Das Internet und die neuen Werte"
Obwohl die Grüne Branche mit ihren speziellen Produkten und Dienstleistungen nach wie vor lokal und regional agiert, leben ihre Kundschaft und Nachwuchskräfte in einer zunehmend digitalen Welt, aus der sie abgeholt werden wollen. Vor allem die sozialen Medien vermitteln und erwarten in der Kommunikation neue Werte" wie Ehrlichkeit und Authentizität. Unternehmen haben ein Gesicht, besser noch: viele Gesichter! Präsentieren Sie sich und Ihr Team beispielsweise auf der eigenen Internetseite ehrlich und authentisch, nur so werden Sie positiv wahrgenommen, nicht nur von Bewerbern, sondern auch von Kunden. Die neuen Werte" spielen bei der Ansprache beider Zielgruppen in verschiedenen Bereichen eine tragende Rolle.
Nachwuchskräfte richtig ansprechen
Digitale Bewertungen: Die Zahl der Arbeitgeber-Bewertungsportale wird weiter zunehmen. Schon jetzt ist spürbar: Arbeitgeber vermarkten sich katastrophal schlecht. Die Portale sind größtenteils mit Bewertungen von Unzufriedenen bestückt. Der Germann-Tipp: Bitten Sie Ihre Mitarbeiter, ihre eigene Meinung dort kundzutun: Ich arbeite gern dort, weil ..." Geben Sie die Inhalte der Bewertungen nicht vor, sondern ermutigen Sie authentische Meinungsäußerungen. Positiver Nebeneffekt: Mitarbeiter entwickeln eine neue Loyalität zu ihrem" Unternehmen.
Digitale Ansprache: Eine authentische, digitale Ansprache bedeutet: Die Website zeigt Mitarbeiter und Chefs in Aktion. Keine uralten Portraits oder hochprofessionell bearbeitete Studio-Aufnahmen. Der Germann-Tipp: Signalisieren Sie potenziellen Nachwuchskräften mit aktuellen Fotos und kurzen, ehrlichen Statements oder Videos: Unser Team funktioniert und hat Spaß bei der Arbeit! Wann kommst du?"
Digitale Beratung: In der Beratung schlägt das Personal die Brücke zwischen Internet und Geschäft: Denn mancher Kunde weiß durch seine Online-Recherche schon mehr als die Mitarbeiter. Der Germann-Tipp: Jeder Betrieb braucht mindestens ein mobiles Endgerät, mit dem die Verkäufer recherchieren und arbeiten können. Fragen Sie Ihre Kunden ruhig: Wo haben Sie das Produkt gesehen? Schauen wir einmal gemeinsam nach, dann erkläre ich Ihnen, was es mit dem Online-Angebot auf sich hat." Nach einer solch ehrlichen Beratung kaufen Kunden vorzugsweise im Geschäft, denn dort können sie sich von der Qualität der Ware selbst überzeugen.
Kundinnen und Kunden richtig ansprechen
Digitale Bewertungen: Kunden glauben anderen Kunden mehr als jedem Verkäufer. Bewertungen bei Google, Yelp und Co. werden zur digitalen Visitenkarte des Unternehmens. Der Germann-Tipp: Betriebe ohne aktuelle Bewertungen sind tote Betriebe. Bitten Sie Ihre Kunden nach einem persönlichen Beratungsgespräch um ein kurzes, digitales Feedback. Was in der Gastronomie bereits an der Tagesordnung ist, wird es in Zukunft überall geben: Wer ein Restaurant sucht, liest zuerst die vorhandenen Online-Bewertungen.
Digitale Ansprache: Ein funktionierendes, authentisches Team spricht nicht nur neue Kollegen, sondern auch Kundinnen und Kunden an. Der Germann-Tipp: Kunden wollen keine Scheinwelt sehen, sondern in unsere Welt eintauchen auch das beginnt immer virtuell. Betriebe haben beispielsweise einst Urlaubsgrüße ihrer Mitarbeiter an Postkarten-Wände gehängt, dieser persönliche Eindruck hat Kunden begeistert. Heute lässt sich diese Idee noch viel eindrucksvoller auf der Internetseite umsetzen.
Digitale Beratung: Digitales Einkaufen oder Recherchieren bringt häufig auch eine Überforderung durch Überangebot mit sich. Dem können Gartenbaubetriebe durch den Einsatz sogenannter Konfiguratoren" entgegen wirken. Der Germann-Tipp: Digitale Beratungshilfen auf der eigenen Website grenzen das Angebot durch einstellbare Parameter wie Gartengröße, Rahmenbedingungen und Budget ein. Darüber hinaus ist offenes WLAN im Geschäft ein echter Kundenservice und trifft den Nerv der Zeit. Zugleich gewinnen Sie wertvolle Einsicht in das Suchverhalten Ihrer Kunden, die sie für Ihre Suchmaschinenoptimierung nutzen können.
Ist Ihre Website noch zeitgemäß?
Ist Ihr Auftritt im Internet noch zeitgemäß?" Eine berechtigte Frage, denn ein Mini-Check" zeigt, dass rund 80 Prozent aller getesteten Internetauftritte nicht einmal die Grundanforderungen erfüllen. Hat die Website beispielsweise kein Responsive Design", kann sie von mobilen Endgeräten gar nicht richtig dargestellt werden. Dann wenden sich Nutzer allein wegen mangelnder Technik ab. Das wichtigste Kriterium eines Online-Auftritts ist die Aktualität. Wenn am ersten Januar noch der Weihnachtsgruß auf der Startseite steht, haben Sie verloren. Stellen Sie regelmäßig aktuelle Angebote online. Im Idealfall schauen auch die eigenen Mitarbeiter mindestens einmal täglich auf die Homepage. Denn viel zu oft erlebt man einen verdutzten Verkäufer, der auf die einfache Anfrage eines Kunden im Geschäft keine Antwort weiß: Wo finde ich denn das Angebot von Ihrer Website?"
Unternehmen müssen zu Sendern werden
Wer in der digitalen Welt keine Informationen sendet, existiert hier gar nicht. Als Unternehmen müssen Sie das senden, was bei Ihnen tatsächlich passiert. Und das müssen Sie jetzt tun. Nicht nur einmal, sondern regelmäßig und aktuell. Idealerweise verbinden Unternehmen ihre Mitarbeiter digital mit den Produkten. Das bedeutet: Mitarbeiter sagen und zwar kurz und knackig, etwa in einem selbst gedrehten Video ihre Meinung: Welches ist mein Lieblings-Produkt und warum? Wenn jeder Mitarbeiter eines kleinen Blumenladens lediglich viermal im Jahr ein Produkt vorstellt, kann das Geschäft bis zu zwölf Mal im Jahr auf Sendung gehen".
Die Mitarbeiter-App
Unternehmen profitieren von einer eigenen Mitarbeiter-App: Hier werden Einsatz- und Urlaubspläne tagesaktuell gepflegt und von allen Beteiligten eingesehen. Zusätzlich können Arbeitgeber ihren Angestellten Gutscheine zur Verfügung stellen. Beispielsweise einen Monat
lang zehn Prozent Rabatt auf alle Getränke in der nahegelegenen Szene-Bar.
in: TASPO Nr. 45, 6.11.2015