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Führungsarbeit im Holzhandel - Mehr Zeit für die Mitarbeiter

Erwin Germann über Handlungsfelder der Personalführung und Herausforderungen

Es ist gerade in der Branche eine Menge los, und obwohl der Holzhandel in der Pandemie zu den Gewinnern im Vergleich zu anderen Branchen gehört, gibt es wichtige Themen, über die gerade Führungskräfte aktuell nachdenken müssen. Die Belastung der vorhandenen Mitarbeiter ist nach wie vor hoch. Losgelöst von der Lieferkettenproblematik gibt es genügend Handlungsfelder in der Personalführung, die aktuell aus verschiedensten Gründen brach liegen oder nur zaghaft angegangen werden.

Die Statistik spricht hier eine deutliche Sprache im Bereich der Personalentwicklung in den kommenden Jahren. Die geburtsstarken Jahrgänge der Baby-Boomer kommen sukzessive an die Altersgrenze und werden in ihren wohlverdienten Ruhestand gehen.

Lücke an potenziellen Nachfolgern

Die Lücke an potenziellen Nachfolgern in Anzahl und Qualifikation wird immer größer. Diese Entwicklung zeichnet sich auch in anderen Branchen ab.

Ein entscheidender Faktor ist, dass wenige aus der jüngeren Generation bereit sind, diesen Mehreinsatz an Zeit und Arbeit für Führungsaufgaben zu übernehmen. Es ist also an der Zeit, gezielt über den Prozess der Zukunftssicherung nachzudenken. Trotz aller digitaler Entwicklungen kann der Holzhandel ohne ausreichend Fach- und Führungskräfte diesen Prozess nicht meistern. Hierbei spielen mehrere Faktoren eine entscheidende Rolle. Die Mitarbeiter lechzen nach Wertschätzung, Anerkennung und Zuwendung. Für die notwendigen Mitarbeitergespräche bleibt den Personalverantwortlichen jedoch meistens zu wenig Zeit und wenn, dann sind die Zeiträume zum nächsten Termin erfahrungsgemäß zu lang.

Vorstellungen der zukünftigen Generationen

Ein weiterer Aspekt ist die teilweise fehlende Empathie mit den Zielen und Vorstellungen der zukünftigen Generationen. Die Erwartung und Anforderung der Generation Millennium legt besonderen Wert auf eine Work-Live-Balance und will Zukunftsgestalter sein. Mit den bisherigen Mustern funktionieren Karriere und Laufbahnkonzepte nicht mehr. Der Holzhandel braucht den Mut, in diesem Bereich neue Wege einzuschlagen. Dies kann die Nutzung der nationalen bzw. internationalen Verbindung zur Vermittlung von Auslandserfahrung sein, oder auch neue Aufgabenstellungen für zeitgemäße Projekte für Mitarbeiter mit Potenzial.

Veränderungsbereitschaft auf ein Minimum begrenzt

Die Veränderungsbereitschaft ist auf ein Minimum begrenzt und für Pilotprojekte fehlt in vielen Holzhandlungen aktuell einfach die Zeit. Gleichzeitig haben die Führungskräfte die meiste Zeit ihres Lebens um Macht gekämpft, und diese in der Vergangenheit bis heute erfolgreich verteidigt. Die Fähigkeit abgeben zu können, ist bis auf Ausnahmen verloren gegangen und wurde nur wenigen vermittelt.

Hier gibt es große Möglichkeiten, einen Veränderungsprozess anzustreben und im Tandem mit jungen interessierten Menschen zu schaffen. Gerade die Weitergabe von Erfahrungen ist eine hervorragende Möglichkeit in eine neue Form der Zusammenarbeit zu kommen, welche für beide Seiten positiv ist.

Weitergabe von Wissen

Letztendlich geht es um eine neue Dimension, welche in anderen Lebensbereichen bereits erfolgreich eingezogen ist: Sharing – das Teilen und die Weitergabe von Informationen und Wissen sind nicht vorhanden. Wir können dies aktuell deutlich an den uns aus dem Holzhandel vorliegenden Übergabeplänen, sofern es diese gibt, erkennen. Old School lässt grüßen. Sehr viel Erfahrung und Knowhow gehen verloren.

Frühzeitig beginnen

Es ist nie zu spät, die Weichen für die zukünftige Führungsstruktur neu zu stellen. Es müssen dazu deutliche Signale an Mitarbeiter und insbesondere Nachwuchskräfte gesendet werden, und es muss auf jeden Fall frühzeitig mit diesem Prozess begonnen werden. Die Chancen sind da, denn der Kampf um die guten Mitarbeiter ist in vollem Gange. Jede Führungskraft und jeder Personalverantwortliche im Holzhandel kann hierzu einen wertvollen Beitrag leisten und zum aktiven Zukunftsbotschafter und gleichzeitig zum Leitbild einer Übergabegeneration werden. Wenn junge Menschen diese Fähigkeiten und die Bereitschaft erkennen, ergeben sich neue Möglichkeiten. Wir unterstützen aktuell einige Handelsunternehmen im Aufbau eines Nachwuchsteams, damit ausreichend Kompetenz und fähige Menschen für die Zukunft zur Verfügung stehen.

In: Holz-Zentralblatt, 13. Mai 2022